Monday, August 20, 2012

Nur noch zwei Wochen...

In zwei Wochen startet die zweite Arbeitsphase unseres interkontinentalen Projektes am Hessischen Landestheater in Marburg. In den letzten Wochen haben wir per Skype viel über die unterschiedlichen Performancebegriffe in Japan, Deutschland und den USA gesprochen. Es ist sehr spannend, da sich der japanische Performancebegriff stark von dem europäischen und amereikanischen unterscheidet.
Hier werden wir arbeiten und proben.
Da es in Japan kein Ausbildungssystem, keine Förderung für die freie Szene oder Schauspielproduktionen gibt, keine Probenräume und Aufführungsorte zur Verfügung stehen und auch kein Publikum vorhanden ist, verlagert sich die Theaterarbeit der freien Künstler oftmals in den Alltag und ins Private. Das Werk kann, anders als es bei uns in Europa und den USA üblich ist, auch ein Prozess sein, nicht immer steht eine Aufführung auf einer Bühne am Ende. So wird der Aufenthalt des Projekt G-Teams in Tokio im japanischen Sinne zu einer Aufenthaltsperformance. Doch wer ist das Publikum fragen Brian und ich. Nao erklärt uns, dass wir zunächst die Zuschauer waren, die sie und Ehito beobachtet haben, ihr Leben, ihre Kultur, ihren Alltag. Nach und nach sind wir dann auch zu Performern geworden, die in Tokio und Minamisoma agiert haben und dabei wiederrum von Nao und Ehito beobachtet wurden. Ein wichtiger Definitionsaspekt von Theater ist auch die Anwesenheit eines Regisseurs. So fällt die von Nao moderierte Podiumsdiskussion, unser Symposium über die internationale Rezeption der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm oder das Format des "Open Rooms" bei dem man die Wohnung von Ehito uns Nao besuchen, dort einen Kaffee trinken, ihre Bücher lesen, schlafen, sich unterhalten kann,... auch unter den Performancebegriff, da all dies in Anwesenheit von Nao - der Regisseurin - geschieht. Für Brian und mich ist dies eine neue Sichtweise auf Theater - eine mutige und leidenschaftliche Art und Weise Theater innerhalb eines Systems und einer Kultur zu machen, in der Theater eigentlich nicht vorgesehen ist.

Aktuell tragen wir unsere Ideen, Materialien und Eindrücke zusammen, von denen ausgehend wir ab dem 03.09.2012 in Marburg die Performance "Projekt G -Marburg" entwickeln werden. Die Aufführung von "Projekt G - Marburg" findet nur einmal, am 14. September 2012 um 19.30 Uhr, in einem Hörsaal der Philipps-Universität Marburg Renthof 5, Fachbereich Physik statt.
Wir werden Geschichten und Erfahrungen aus Japan und Deutschland live, in Bild- und Videodokumenten präsentieren, werden unsere Theaterbegriffe ausloten und im Anschluss an die Performance den theatrale Raum für den Austausch öffnen.

Marburg an der Lahn ist mit 80.000 Einwohnern ein bisschen kleiner als Tokio und sieht auch ein bisschen anders aus. Zur Einstimmung schon mal ein paar Impressionen...

Marburg an der Lahn

Märchen in Marburg - Der Schuh von Aschenputtel vor dem Marburger Schloß

In diesem Haus haben die Gebrüder Grimm während ihrer Studienzeit gewohnt.

Das Märchen "Vom Fischer und seiner Frau" auf der Lahn.

Weitere Informationen zu unserer Performance gibt es auf diesem Blog und unter: http://theater-marburg.com/tm/Spielplan/Stuecke/213


No comments:

Post a Comment